Selbstwirksamkeit statt Machtlosigkeit
Die Ausübung von Macht hat ein schlechtes Image. Machtmissbrauch ist etwas Negatives und Machtlosigkeit wird als Nachteil gesehen. Macht kann aber auch ein verantwortungsbewusster Umgang mit eigenen Handlungsspielräumen sein. Oder die Entwicklung Handlungsspielräume anderer, die durch Macht geschaffen werden.
Macht beschreibt das Ausmass der physischen und psychischen Handlungsmöglichkeiten einer Person. Die Nutzung der Handlungsmacht kann im positiven wie im negativen Sinn erfolgen und sich auf andere Individuen auswirken oder nicht. Macht kann dabei zur Durchsetzung eigener Interessen, bei gleichzeitiger Verletzung der Interessen anderer (Machtausübung) genutzt werden oder die Machtnutzung erfolgt unter Wahrung oder gar Förderung der Interessen anderer (Einflussnahme). Die Geschichte politischer Systeme und wissenschaftliche Untersuchungen unternehmerischer Machtstrukturen belegen, dass eine autoritäre Machtausübung unter Abwertung der Betroffenen die sozialen Grundlagen des Miteinanders und der Zusammenarbeit zerstört und vergleichsweise uneffektiv ist.
Macht im positiven Sinne
Bewährte Gegenentwürfe im Sinne einer konstruktiven Einflussnahme gibt es genug: Kooperatives Führen, Empowerment, Job Enrichment, flache Hierarchien, partizipative Organisationsentwicklung und anderes. Trotz dieses Wissens scheint der Wunsch, immer mehr Macht zu bekommen und diese dann zu verteidigen und weiter auszubauen, oft stärker zu sein. Man kann dem entgegenwirken, indem die Führenden konsequent durch strukturelle Massnahmen das Machtgefälle verringern, ihre eigene Macht breiter Kontrolle unterwerfen und eine offene, konstruktive Diskussionskultur schaffen. Nur so kann gegenseitiges Vertrauen entstehen, können relevante Informationen ausgetauscht, genutzt und auf bestem Wissen beruhende Entscheidungen getroffen werden.
Dennoch werden uns auch in solchen „idealen“ Systemen Erfahrungen von Machtlosigkeit (Ohnmacht) nicht erspart bleiben, weil dies ein Teil des Lebens ist. Im beruflichen Kontext werden wir stets Menschen begegnen, die über mehr Wissen und Können verfügen als wir und deren Anordnungen wir folgen sollen. Dies kann auch für politische Entscheidungen gelten, denen wir als Mitglieder der Gesellschaft ausgesetzt sind. Im Privaten können wir Schicksalsschlägen wie z. B. Trennungen, Unfällen, Krankheiten oder Todesfällen ebenso ausgeliefert sein wie Naturkatastrophen. Zwar wird dem Individuum hierzulande ein hohes Mass an Autonomie gewährt und ein Leben voller Möglichkeiten kann als Freiheitsgewinn gewertet werden, jedoch kann uns die gleichzeitig grösser werdende Verantwortung für die eigene Person und die schwindende Kontrolle in einem komplexer werdenden Leben uns überfordert fühlen lassen.
Der Ohnmacht entgegenwirken
Während Situationen, in denen wir tatsächlich (!) Bedrohlichem ohnmächtig ausgeliefert sind, vergleichsweise selten vorkommen, werden wir regelmässig mit Situationen konfrontiert, in denen wir uns subjektiv (!) als machtlos wahrnehmen. Beide Arten von Situationen können vergleichbare physische und psychische Stressreaktionen auslösen, an denen Angst beteiligt ist. Unsere Neigung, uns ohnmächtig und ausgeliefert zu fühlen, wird insbesondere durch das Ausmass an Angst bestimmt, das in uns wirkt. Angst entsteht meist in Erfahrungen der frühen Kindheit, die wir als (existenziell) bedrohlich wahrgenommen haben. Dabei kann die subjektive Bedrohung und gleichsam die Angst, sich nicht dagegen schützen zu können, (damals als Kind und) heute als Erwachsener umso intensiver empfunden werden, je weniger Vertrauen in die eigene Person – und folglich in andere – vorhanden ist. Die Angst, die ohne reale Bedrohung, allein durch sorgenvolles Denken an erwartete zukünftige Szenarien der Machtlosigkeit erzeugt werden kann, lässt uns erstarren und „ausser uns“ – also nicht bei uns und in Verbindung mit unseren Ressourcen, die uns bemächtigen – sein.
Unser Coaching-Tipp
Das St.Galler Coaching Modell® kann Menschen darin unterstützen, angstbesetzte Blockaden zu erkennen, über die Wahrnehmung Ihres Körpers ihr Selbstvertrauen zu fördern und sie wieder in Verbindung mit eigenen Ressourcen zu bringen, um sie aus einer gefühlten Machtlosigkeit in eine Selbstwirksamkeit zu bringen.
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