Richtig Entscheiden
Dass man bei Entscheidungen nicht nur auf seinen Intellekt vertrauen, sondern auch seine Gefühle berücksichtigen sollte, ist bekannt. Die Qualität der Gefühlsentscheidung hängt von verschiedenen, zum Teil unbewussten Faktoren wie frühkindliche Prägungen und Erfahrungsreichtum ab. Ein bewusster Umgang mit den in uns wirkenden Entscheidungssystemen kann das Risiko, die falsche Wahl zu treffen, reduzieren.
Wir treffen ständig Entscheidungen. Pro Tag sollen es rund 20‘000 sein. Die meisten davon sind vergleichsweise belanglos, die wir ohne gross darüber nachzudenken, unbewusst treffen. Im Bereich der Lebensfragen müssen wir uns jedoch auch mit folgenschweren Entscheidungen auseinandersetzen, was uns Mühe bereiten kann. Bei solchen komplexen, multifaktoriellen Entscheidungsprozessen werden zunächst Wahlmöglichkeiten identifiziert und Informationen zu den Optionen gesammelt, welche dann hinsichtlich ihres zu erwartenden Nutzens bewertet werden. Dabei wirken stets zwei Bewertungssysteme in uns: Der Verstand (Kopf) und das Gefühl (Bauch). Bei Letzterem handelt es sich um ein unbewusstes „Körpergedächtnis“, das auf vergangene, gespeicherte Erfahrungen in erlebten Entscheidungssituationen zurückgreift und sich über Körperempfindungen äussert, die angenehm (z. B. eine entspannte Muskulatur, eine Weite im Brustkorb oder ein Aufgerichtet-Sein) und unangenehm (z. B. eine Enge im Hals oder in der Brust, eine Anspannung im Nacken oder ein flaues Gefühl im Bauch) sein können.
Nicht selten kommt es zu einem Konflikt der beiden Systeme, da diese nach unterschiedlichen Kriterien bewerten: Der Verstand bewertet, ob etwas sachlich richtig oder vernünftig erscheint. Das unbewusst wirkende System bewertet hingegen, ob sich etwas angenehm oder unangenehm anfühlt. So kann es sein, dass wir etwas Vernünftiges beabsichtigen, uns aber dabei unwohl ist – oder umgekehrt. Dann fühlen wir uns innerlich zerrissen. Zudem können unsere Gefühle in Entscheidungsprozessen von negativen (frühkindlichen) Prägungen dominiert werden, so dass wir z. B. allem Neuen gegenüber ängstlich eingestellt sind. Ebenso kann unsere Wahl durch damals entstandene Vermeidungs- oder Beschaffungsstrategien negativ beeinflusst werden, die z. B. dafür sorgen, dass sich Entscheidungen zwar gut anfühlen, jedoch unsere Entwicklung blockieren und nur Ausdruck unbewusster problematischer Verhaltensmuster sind.
Bewusster Umgang mit allen am Prozess beteiligten Faktoren
Unsere Entscheidungen sind daher nur Momentaufnahmen, die zeigen, welche Option uns, zu einem gegebenen Zeitpunkt und an einem bestimmten Ort, in unserem gegenwärtigen inneren Entwicklungszustand passend erscheint. Dabei gibt es in der Regel keine einzig richtige Entscheidung, sondern mehrere Möglichkeiten, die uns auf unterschiedliche Weise weiterbringen. Die Fähigkeit, vorteilhafte Entscheidungen zu treffen, wird durch einen bewussten Umgang mit allen am Prozess beteiligten Faktoren gefördert. So können eine chronische Entscheidungsschwäche und ständiges Grübeln darauf hindeuten, dass beteiligte Gefühle nur unzureichend wahrgenommen werden. Da die Körpersignale vorhanden sind, nur nicht gespürt werden, kann man deren Wahrnehmung und somit die Nutzung des unbewussten Wissensspeichers trainieren. Auch eine Auseinandersetzung mit problematischen Verhaltensmustern und Strategien, deren Auflösung und die Entwicklung eines neuen Verhaltens können dazu befähigen, angemessen zu entscheiden.
Unser Coaching-Tipp
Das St.Galler Coaching Modell® unterstützt Menschen darin, die für Entscheidungen relevante Wahrnehmung ihrer Gefühlswelt und der damit verbundenen Körperempfindungen zu trainieren. Eine Bewusstwerdung ihrer Werte und Ziele kann dazu beitragen, Entscheidungen mit wirklichen persönlichen Bedürfnissen abzustimmen. Zudem können in ihnen wirkende Elemente, die Entscheidungen negativ beeinflussen oder blockieren, durch gezielte Interventionen aufgelöst werden.
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