Die Kunst der Selbstfürsorge

Selbstfürsorge

Das Prinzip der Selbstfürsorge, sich bewusst Zeit für Aktivitäten zu nehmen, die das persönliche Wohlbefinden fördern und sowohl die seelische als auch die körperliche Gesundheit stärken, ist weitestgehend bekannt. Dennoch fällt es den meisten schwer, sich achtsam um die eigene Person zu kümmern.

Es gibt viele gute Gründe, warum Selbstfürsorge einen festen Platz im Alltag eingeräumt werden sollte. Eine positive, wohlwollende Beziehung zur eigenen Person wirkt sich auf sämtliche Bereiche des Lebens aus. Je besser es gelingt, sich um das Selbst zu kümmern, desto einfühlsamer kann mit anderen umgegangen werden, desto leichter fällt es, tiefere Beziehungen zu knüpfen und zu pflegen, und desto besser kann die eigene Kraft genutzt und ein Gespür dafür entwickelt werden, wo persönliche Grenzen liegen und wie viel Energie aktuell zur Verfügung steht. Zu wissen, was guttut und was nicht, ermöglicht es, zwischen Dingen zu unterscheiden, die Energie geben, und solchen, die Energie rauben. Das hilft, Krisen besser zu bewältigen, blockierende Konflikte zu lösen und vor Überlastung zu schützen. Selbstfürsorge bildet als präventive Massnahme die Grundlage, um Resilienzfähigkeit zu fördern. Dadurch wächst die eigene Kraft, das Gefühl der Stabilität und das Wohlbefinden, was letztlich zu mehr Selbst-Liebe und Selbst-Akzeptanz, also sich selbst mit all seinen Stärken und Schwächen anzunehmen, führt.

So sinnvoll und attraktiv selbstfürsorgliches Verhalten auch verstanden werden kann, es scheint wider besseres Wissen nicht leicht, dieses zu praktizieren. Die Gründe dafür liegen in den Voraussetzungen, selbstfürsorglich handeln zu können: Zum einen bedarf es der Fähigkeit der Selbst-Wahrnehmung (Selbst-Achtsamkeit), die als eine Art Sensor auf allen Ebenen des Seins innere Zustände – die „Wirklichkeit“, bestehend aus Gefühlen, Emotionen und Körperwahrnehmungen – registriert. Wie auf die gelieferten Informationen über das innere Befinden dann reagiert wird, hängt vom Ausmass der Fähigkeit einer liebevollen Selbst-Zuwendung (Selbst-Mitgefühl) ab. Selbstfürsorgliches Agieren wird also nur ausgelöst, wenn negative innere Zustände (z. B. innere Unruhe) und somit Bedürfnisse (innere Ruhe) gespürt und identifiziert werden und eine wertschätzende Haltung gegenüber der eigenen Person besteht, so dass das eigene Wohlbefinden – das Leben nach den persönlichen Werten, Bedürfnissen und Wünschen zu gestalten – ernstgenommen und durch gezieltes aktives Handeln auf der körperlichen, emotionalen, kognitiven, sozialen und/oder spirituellen Ebene gefördert wird.

Fällt es schwer, Selbstfürsorge zu betreiben, können mögliche Ursachen in frühkindlichen Erfahrungen zu finden sein: Kleine Kinder sind darauf angewiesen, dass fürsorgliche Bezugspersonen ihre Bedürfnisse wahrnehmen und erfüllen. Wenn dies in ausreichendem Masse geschieht, lernen die Kinder allmählich, die Signale bzw. Bedürfnisse, die ihr Körper ihnen sendet, zu verstehen, darauf zu reagieren und, wenn möglich, selbst zu regulieren. Dieser innere fürsorgliche Anteil entwickelt sich nicht, wenn die Zuwendung der Bezugspersonen ausbleibt. Dann werden instinktive Impulse, körperliche Bedürfnisse und Emotionen unterdrückt, ignoriert oder einfach abgeschaltet. Aus dieser frühen Erfahrung können sich feste Verhaltensmuster und Überlebensstrategien, die dem Schutz und der Kompensation dienen, entwickeln, auf die als Erwachsener immer noch (automatisch) zurückgegriffen wird. Diese Muster mit einem nach Aussen gerichtetem Fokus – dem Versuch, innerlich vermisste Ressourcen über externe „Tankstellen“ zu beschaffen – erschweren es, die Wahrnehmung nach innen zu richten, um die Rückmeldungen des Körpers, wie Müdigkeit, Schmerzen oder Stress, wahrzunehmen und fürsorglich darauf zu reagieren. Ein weiterer Grund, warum Selbstfürsorge schwerfallen kann, liegt darin, dass in der Gegenwart häufig gute Vorbilder fehlen. Je mehr positive Modelle Kinder (wie Eltern oder Lehrer) und später Erwachsene (wie Vorgesetzte, Partner oder Freunde) um sich haben, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie einen liebevollen und respektvollen Umgang mit sich selbst entwickeln können. 

Unabhängig von frühkindlichen Prägungen und dem Einfluss von Vorbildern kann Selbstfürsorge auch noch im Erwachsenenalter gefördert werden. Es ist wichtig, immer wieder bewusst zu spüren, was die eigene Person braucht und wie die Befriedigung der Bedürfnisse sinnvoll in das individuelle Leben integriert werden kann. Auf welche Weise die Bedürfnisse gestillt werden können, kann nicht pauschal beantwortet werden. Ein ausgiebiges Schaumbad ist nur dann sinnvoll, wenn man dabei innerlich zur Ruhe kommen und entspannen kann. Nach der Arbeit einen Yogakurs zu besuchen, ist nicht hilfreich, wenn man sich eigentlich nach einem Abend alleine auf der Couch sehnt. Es geht vielmehr darum, in kleinen Momenten der Achtsamkeit das zu tun, was für das eigene Wohlbefinden am besten funktioniert – sei es ein kurzer Spaziergang, bewusstes Atmen oder auch einfach nur ein paar Minuten für sich alleine, um den Tag in Ruhe zu beginnen. 

Unser Coaching-Tipp

Mithilfe der Methoden des wertorientierten systemischen St.Galler Coaching Modells® kann Selbstfürsorge in allen Bereichen gefördert werden. Zudem kann ggf. vorhandenen inneren Blockaden, die selbstfürsorgliches Verhalten verhindern, gezielt entgegengewirkt werden.

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